Kunst im Freiraum, Kunst statt Werbung

Der Schritt von der Leinwand hinaus in den größeren Zusammenhang ergab sich bei dem Projekt Kunst an der Plakatwand, dass ich 1988 gründete.

„Da gibt es einen Punkt, wo sie zu weit weg sind, dann schwingen sie nicht mehr miteinander und dann gibt es einen Punkt, wo sie zu eng sind, und dann sind sie tot”. (Architekt Peter Zumthor zu Nähe der Materialien)

Großformatige Originalgemälde an einer Werbewand mitten im Alltag, unzweckmäßiges in einer verzweckten Umwelt. Mehrere Jahre lud ich andere Künstler ein, ein Werk zu gestalten. Das Projekt wuchs weiter zu großen Freiluftausstellungen in Parks, Naturlandschaften in vielen europäischen Ländern. Nicht nur Landschaft in der Kunst sondern Kunst in der Landschaft. Bei der Installation der Werke werden die vorgegebenen Formen und Farben zum „Bildelement“, sie beziehen sich zu einer neuen Aussage.

Vor Ort

Ein erster Besuch im Ort. Ich lese mich ein. In der Vorstellung platziere ich die Bilder grob. Je konkreter die Vorstellung, um so mehr wächst die Spannung, die Lust … Nur einige Werke erhalten ihren festen Platz. Ich stelle um, – wie in jeder Ausstellung – es bleiben Fragen: wie korrespondiert das Bild mit der Umgebung? Womit nimmt es Kontakt auf, inhaltlich oder formal? Wird es erschlagen oder bleibt es autonom? Ich erlebe die „Berührungen” durch die Ausstellung vor meinem inneren Auge.

Am ersten Tag des Aufbaus ist die möglichst endgültige Positionierung der Bilder festzulegen, die dann als Anweisung an das Aufbauteam geht. Dabei gilt es, darauf zu achten, dass Umgebung und Bild sich gegenseitig stärken, die Autonomie des Bildes herausgestellt ist. Dies scheint nach einigem Bilderwechsel erreicht. Dann, es ist bereits festgeschraubt, haftet mein Blick auf dem Blau, das Blau im Bild verbindet sich mit dem Blau im danebenstehenden Schaukasten. „Unmöglich”, entscheide ich, „das Bild muss ein Gegenüber bleiben, damit sich etwas dazwischen entwickeln kann.” Konsequenz: Das Bild muss wieder abgeschraubt werden und woanders seinen Ort finden. So geht die Arbeit von Bild zu Bild.

Schwierig ist es, dies den Leuten vom Bauhof zu erklären, da ich selbst die Worte dafür nicht habe – dann ernte ich ein Kopfschütteln und bin dankbar, auf der Seite der Anordner zu sein. Nur manchmal gelingt eine plausible Erklärung in dem abstrakten Feld des Geschehens. Kann diese „Notwendigkeit” nachvollzogen werden, steigt das Interesse der Leute an der Arbeit. Die Arbeit kann erlebt werden, und ich habe ein paar Kunstfreunde gewonnen. Das ist dann ein sehrschöner Augenblick.

AJE

Vertonung einer Plakatwand von AJE durch Ursula Euteneuer-Rohrer